BauenReportage

Wenn die Vormauerschale wackelt

Wer heute in einem Haus mit zweischaligem Mauerwerk wohnt, kann vor einem großen Problem stehen. Das Vormauerwerk verliert an Stabilität, Schadensbilder reichen von Rissbildungen, losem Steinverbund, Ausbeulungen in der Fassade bis hin zur Gefahr des Einsturzes der Vormauerschale. Mit Norbert Eversloh, der mit seinem Unternehmen solche Gebäude saniert, sprach Helmut König vom Fachverband Einblasdämmung.

Helmut König (HK): Herr Eversloh, was ist das generelle Problem, das Hausbesitzer mit solchen Fassaden haben und wie groß ist der Markt

Norbert Eversloh (NE): Hierzu gibt statische und energetische Aspekte. Gerade bei Gebäuden, die vor 1974 erstellt wurden, verliert die Vormauerschale durch mangelhafte Mauerwerksmörtel und korrodierte oder gelöste Mauerwerksanker an Stabilität und kann einstürzen.
Dazu kommt die nicht gedämmte Luftschicht zwischen den beiden Mauerwerksschalen. Durch die geringen Zwischenräume von 1 – 4 cm sind herkömmliche Verfahren zur nachträglichen Dämmung oft nur sehr schwer durchführbar. Wenn dann z.B. neue Fenster eingebaut werden, kann es darüber hinaus zu Schimmelproblemen kommen. Momentan sind nach Schätzungen meines Unternehmens Everisol ca. 2 Mio. m2 allein in Deutschland betroffen. Dabei ist die Tendenz aufgrund von Alterung und korrodierenden Mauerwerksankern steigend. Ob in jedem Fall unser Verfahren die richtige Lösung ist, sollte objektbezogen geprüft werden.

HK: Wo wurde Ihr System zum ersten Mal in großem Stil eingesetzt?

NE: Der Durchbruch für das System war das Projekt „Reichardtblöcke“ in Hamburg (BJ 1928). Der Reichardtblock war die erste Wohnanlage des Altonaer Spar- und Bauvereins, die im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut wurde – ohne Satteldach, mit kubischen Formen und klaren, unverschnörkelten Fassaden aus Hamburger Backstein. Die Reichardtblöcke erstrecken sich über den Bornkampsweg, Langbehnstraße, Bahrenfelderchaussee, Reichhardtstraße bis zur Valparaisostraße. Das Ensemble gehört zum Hamburger Siedlungsbau der Epoche und wurde 1928 -1931 nach Entwürfen von Hans Meyer errichtet. Die Alternative der Vernadelung nach DIN 1053 war aus technischen Gründen bei dem Projekt nicht zu realisieren. Die endgültige Lösung haben wir gemeinsam mit dem Hamburger Architekturbüro Giffey & Saxler, sowie der Unterstützung des Bauherren Altoba und den uns angeschlossenen Entwicklungsabteilungen kreiert.

HK: Herr Eversloh, wie sind Sie auf Ihre Lösung gestoßen

NE: Seit über 10 Jahren verfüllen wir zweischalige Fassaden mit speziellen Polyurethanschaum-Systemen. Wir hatten in der Vergangenheit immer mal wieder auch mit statisch instabilen Konstruktionen zu tun. Nach Verfüllung mit unserem Schaumsystem entstand im Nachhinein immer auch eine feste und stabile Konstruktion, weil sich ein Verkrallungseffekt des Schaums mit den beiden Mauerwerksschalen ergeben hat. Daraus abgeleitet haben wir mit der Entwicklungsabteilung des Rohstofflieferanten den Schaum in seinen Komponenten weiter optimiert und uns nach und nach an immer anspruchsvollere Anfragen herangetraut.

HK: Wie ist Ihre Anwendung entstanden und wie unterscheidet sie sich von anderen Lösungen.

NE: Konventionell werden solche Schäden mittels Vernadelung nach DIN 1053 recht aufwändig instandgesetzt (7 Anker pro m²). Wir haben durch unser System einen neuen Stand der Technik herbeigeführt: „Verkleben statt Vernadeln“ Die Ausschäumung eines zweischaligen Mauerwerks liegt je nach Luftschichtstärke im Vergleich zu herkömmlichen Systemen um ca. 30% günstiger und hat darüber hinaus durch die guten Dämmeigenschaften des Materials den Vorteil des Energieeinsparungseffektes.

HK: Wie wird der Schaum verarbeitet und welche Schwierigkeiten kann es geben

NE: Das zwei Komponenten Verfestigungssystem mit der Bezeichnung EVERISOL MV 1608 basierend auf Lamolthan wird mit einer speziellen Hochdruckanlage über beheizte Schläuche bis zu einer Hochdruck-Dosierpistole geführt und über diese in das Mauerwerk injiziert. Nach ca. 20 – 30 Sek. steigt das Reaktionsgemisch zu einem geschmeidigen Schaum auf. Hierbei dringt der Schaum in Ritze und Schlitze, penetriert die Mauerwerkslagen, umschließt eventuell vorhandene Fremdkörper und härtet aus. Nach der Aushärtung (ca. 2 – 3 Min. nach Injektion) ist der befüllte Bereich verfestigt. Schwierigkeiten gibt es glücklicherweise selten. In Extremfällen wenden wir bei mangelnder Standsicherheit zusätzlich vor unserer Verfestigung in Teilbereichen die klassische Vernadelung nach DIN 1053 an. Die Projekte werden immer durch einen Statiker geprüft und begleitet. Herausforderungen sind eher größere Undichtigkeiten durch die das Material austreten könnte. Wir ermitteln Undichtigkeiten im Vorfeld mittels eines speziellen, selbst entwickelten Nebelgenerators. Der Verfestigungsprozess wird durch den Einsatz von Endoskopie-Technik verfolgt und überwacht.

HK: Wie groß war das Projekt Reichardtblöcke, wie ist das Ergebnis bzw. der Stand des Projektes.

NE: ca. 10.000 m² Mauerwerk wurden im Jahre 2016 komplett verfestigt. Die entsprechenden Zugversuche, um die Stabilität der Konstruktion zu überprüfen, waren durchweg positiv. Inzwischen ist die Außenwand neu verfugt worden. Der Bau steht wieder sicher da, er ist und bleibt im Denkmalschutz eine Zierde unter den Hamburger Siedlungsbauten seiner Zeit!
Weitere Infos dazu:
https://www.altoba.de/wohnen/modernisierung/wohnanlage-reichardtblock/informationen-zur-fassadensanierung/

HK: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

NE: Derzeit sind wir in der Lage, mit insgesamt drei Verarbeitungseinheiten auch weitere Großprojekte zu realisieren.
Aufgrund der positiven Gesamtentwicklung haben wir in Hamburg in der Langbehnstraße 6a (direkt am Reichardtblock) eine Niederlassung gegründet. Dort betreiben wir auf einer Fläche von 175 qm auch das „Everisol Innovationszentrum“ als Plattform für Schulungen, Vorträge und Fachseminare. Parallel läuft das selbe Konzept in unserem Stammsitz in Ennigerloh im Münsterland.
Um die verstärkte Nachfrage bewältigen zu können, streben wir für die nächsten Jahre ein Franchise– oder Partner System an, was im ersten Schritt durch den vorhandenen großen Markt vornehmlich im Norddeutschen Raum entstehen wird.

HK: Ein schönes Beispiel, wie denkmalgeschütze Gebäude für die Zukunft erhalten bleiben und gleichzeitig energetisch verbessert werden können. Herr Eversloh, ich wünsche Ihnen für Ihre weiteren Aktivitäten viel Erfolg.

Profil FVED: Der Fachverband Einblasdämmung hat das Ziel, Einblassysteme und Einblasmöglichkeiten öffentlich bekannt zu machen. Außerdem werden Qualitätsstandards und -siegel entwickelt, die für alle Einblasverfahren und -produkte gelten. Auf der Internetseite des Fachverbandes findet man auch die Adresse der Firma von Norbert Eversloh. Zu dem Projekt ist in der Zeitschrift B+B ein umfangreicher Bericht erschienen, der hier http://www.everisol.com/presse/ zu finden ist

Fachverband Einblasdämmung e.V. FVED – Geschäftsführer Arnold Drewer
Mönchebrede 16 – 33102 Paderborn – Tel.: 0 52 51 / 1 47 85 57 – Fax: 0 52 51 / 7 09 95 16 Homepage: http://www.fved.net/ Email: a.drewer@fved.net

Helmut Koenig

Königskonzept legt seine Schwerpunkte auf Vertrieb, Marketing und Organisation. Im Vertrieb entwickeln wir Vertriebskonzepte, indem ein System aufgebaut wird, das konzentriert und kontinuierlich an einem Markt arbeitet. Ziel ist es dabei in den meisten Fällen, Kontakte zu generieren und in Aufträge umzusetzen. Hier profitiert Königskonzept von der Kreativität und der über 30-jährigen Erfahrung von Helmut König aus Vertrieb und Marketing. Im Bereich Organisation zerschlagen wir zusammen mit Mitarbeitern eines Unternehmens gordische Knoten, und zwar solche Knoten, die Arbeitsabläufe am reibungslosen Funktionieren hindern. Dies bringt in Unternehmen eine erhebliche Zeitersparnis mit sich und steigert Motivation und Kompetenz der Mitarbeiter. Die Erfahrung hierzu kommt aus der Implementierung von Organisationsprojekten und aus der Erfahrung mit Strategien, die auf die Selbstheilungskraft von Unternehmen setzen. Mittlerweile kombinieren sich diese beiden Schwerpunkte - und das entwickelt sich zu einem dritten Bereich, dem Königskonzept: Es ist heute oft so, dass viele Unternehmen gern neue Vertriebskonzepte durchführen möchten, im Betrieb aber dafür keine Zeit vorhanden ist. In diesen Fällen findet Königskonzept mit organisatorischen Mitteln zusammen mit den Mitarbeitern Zeit im Unternehmen - und diese Zeit wird dann ausnahmsweise mal nicht in Rationalisierung gesteckt, sondern in neue Vertriebskonzepte. Dabei macht Königskonzept nichts anderes als das, was auch im eigenen Unternehmen erfolgreich geschieht!

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